Agnes Christofferson: Elsas Stern – Ein Holocaust-Drama

Elsas Stern Book Cover Elsas Stern
Agnes Christofferson
2014
Belletristik
ACABUS Verlag
276
3862823105

Inhaltsangabe:

New York, Ende der 70er Jahre: Leni geht mit ihrer Mutter Elsa in ein kleines Restaurant und dort sieht Elsa ein Gespenst aus der Vergangenheit und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Während Elsa unter starken Medikamenten wieder zur Ruhe kommt, erfährt Leni von der wahren Vergangenheit ihrer Mutter. Und sie erfährt, das ihre Schwester Salome gar nicht wirklich ihre Schwester ist. Leni erhält Elsas Tagebuch und sie beginnt in der Geschichte zu lesen, die ihre Mutter erlebte, die Deportation nach Auschwitz und die Leidenszeit unter dem KZ-Arzt Erich Hauser, ein Untergebener von Josef Mengele …

Mein Fazit:

Es ist kein Buch für schwache Nerven. Ich wurde im Rahmen des Kindle-Deal der Woche darauf aufmerksam und habe es am gleichen Tagen zu lesen begonnen.

Die Autorin hat Lenis Geschichte aus der Ich-Perspektive geschrieben. Es beginnt in New York, Ende der 70er Jahre. Es wird nicht zu sehr ins Detail gegangen, einzig die damals angesagte Mode wird mal kurz beschrieben. Die Gegenwart der Geschichte hätte in jeder anderen Stadt der Welt spielen können, für die eigentliche Geschichte ist es aber völlig ohne Belang. Während sie eine neue Wohnung bezieht, sich um die kranke Mutter kümmert und auf der Arbeitsstelle als Bibliothekarin ihren zukünftigen Ehemann kennen lernt, liest sie in dem Tagebuch ihrer Mutter. Es ist ein Zeit-Abschnitt, über den beharrlich geschwiegen wurde – aus Scham und um des Vergessens Willen.

Die damals 18jährige Elsa war gerade mit ihrer jüdischen Familie auf der Flucht nach Amerika, als sie von der SS aufgegriffen und nach Auschwitz deportiert wurde. Die Mutter, schon etwas schwächer auf den Beinen, kam gleich “durch den Kamin”. Der Vater musste die vielen Leichen aus der Gaskammer zum Krematorium bringen und die Geschwister Hanna und Elsa mussten Zwangs-Arbeit verrichten. Da Elsa offenbar gegen Typhus immun war, wurde sie auf die Krankenstation gebracht. Sie wähnte sich in Sicherheit, doch diese war trügerisch. Dr. Erich Hauser nahm Elsa als Versuchs-Objekt für seine grausamen und perfiden Experimente.

Die Geschichte selbst ist fiktiv, Elsa Goldenberg gab es nicht wirklich – zumindest nicht in diesem Sinne. Aber ihr Name und ihre Geschichte steht für die vielen Millionen, die in den KZ’s waren und ein Leben fristeten, die bar jeder Vorstellung ist. Viele starben an Krankheiten, Hunger und Erschöpfung. Die Nazi’s kannten kein Erbarmen, auch nicht mit den Kapos, die zwar ebenfalls Häftlinge waren, aber durch ihre Fähigkeiten durchaus von Nutzen waren. Auch sie mussten am Ende sterben, um nicht als Zeitzeugen zu fungieren.

Ich bin Jahrgang 73, habe also mit dem Krieg überhaupt nichts zu tun. Aber ich bin in Deutschland geboren und somit ist dies auch mit meine Vergangenheit. Meine Vorfahren haben diese unaussprechlich grausamen Dinge getan. Babies, Schwangere, Kinder und alte Menschen kamen gleich in die Gaskammer, andere wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Zwangs-Arbeit angetrieben. Wer nicht mehr konnte, wurde an Ort und Stelle erschossen. Wer versuchte zu fliehen, wurde erschossen, vor aller Augen und mit Häme und Spott. Die Menschen mussten das Wasser aus der Latrine trinken, es gab kaum etwas zu essen, und wenn, war es oft mit Parasiten und Dreck verunreinigt. Menschlichkeit gab es selbst unter den Häftlingen nur noch selten, jeder war sich selbst seines Nächsten. Unfassbar.

Mir stockte oft der Atem, ein paar Mal wurden mir die Augen feucht. Und hin und wieder musste ich das Buch kurz absetzen, um das Gelesene zu verarbeiten. Und doch bin ich froh, mich damit beschäftigt zu haben. In der heutigen Zeit gerät das Vergangene, weil immer weniger Zeitzeugen da sind, ins Vergessen. Dies ist ein Buch, das sich als Unterrichts-Material hervorragend eignet. Ich glaube, viele junge Menschen haben überhaupt keine Ahnung, was Antisemitismus und Rassismus wirklich angerichtet hat und das so etwas keinesfalls wieder passieren darf.

Es ist ein Buch, das im Gedächtnis bleibt und ich spreche eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung aus. Von mir bekommt es fünf volle Sterne.

Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

Veröffentlicht am 08.03.15!

Ein Gedanke zu „Agnes Christofferson: Elsas Stern – Ein Holocaust-Drama“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert