Dominic Horst: Die Macht zu vergessen

Die Macht zu vergessen Book Cover Die Macht zu vergessen
Dominic Horst
2016
Historisch Allgemein
CreateSpace Independent Publishing Platform
372
1530260140

Inhaltsangabe:

Paris im April 1871: Die Bürger versuchen sich von der Belagerung durch die Preußen zu erholen und es kehrt wieder normales Leben ein. Dion Durand ist Maler aus Leidenschaft. Auch wenn er aus gutem Hause stammt und die Familie ihn unterstützt, so lebt er in ärmlichen Verhältnissen im Künstlerviertel Montmartre.

Just in dieser Zeit beauftragt ihn die Dame Ophelie de Lavi, ein Portät von ihr anzufertigen. Sie hat reich geheiratet, doch die Ehe war bislang kinderlos geblieben. Auch nach Beendigung der Arbeit halten sie Kontakt zu einander und es erblüht eine leidenschaftliche Liebe, die jedoch zurückhaltend und respektvoll das Leben des Paares bestimmt, ist Dion sich ihres Standes doch sehr bewusst.

Mit seinem Freund Michel aus Kindertagen lädt er eines Nachts die junge Frau Avril zu sich ein, um ein Akt von ihr zu malen. Doch die Nacht, absinthgeschwängert, bleibt nicht ohne Folgen: Dion findet Avril am nächsten Morgen tot auf seinem Kanapee vor und hat sofort Michel als Mörder ausgemacht. Aus Angst vor den Konsequenzen lässt er die Leiche in der Seine verschwinden.

Paris befindet sich erneut im politischen Umbruch und ein Krieg zwischen den Kommunarden und der Thiers-Regierung lässt die Stadt erneut zittern. In diesen unruhigen Zeiten kann Dion seine Liebe zu Ophelie ausleben. Aber die Ereignisse der vergangenen Tage werfen ihre Schatten und Dion kann dem nicht entfliehen …

Mein Fazit:

Ich möchte mich ganz herzlich bei dem Autoren Dominic Horst für das Rezensions-Exemplar bedanken.

Nach den vielen Romanen mit der modernen Sprache traf ich nun völlig unvorbereitet auf ein Buch, dessen Geschichte mit einer großen Liebe zur Sprache und zur damaligen Zeit erzählt wird. Es war für mich am Anfang unheimlich schwierig, mich darauf einzulassen. Auch nach längerem Grübeln kann ich mich an kein Buch erinnern, wo ich diese Wortgewandtheit und Eleganz in der Sprache schon einmal erlesen habe. Es erscheint mir als Leserin fast so, als wäre das Buch zur damaligen Zeit verfasst worden.

Nachdem ich mich dann darauf eingestellt hatte und der Geschichte flüssig folgen konnte, tauchte ich ab in das Paris der damaligen Zeit, das mir manchmal sehr lebendig beschrieben wurde. Die entbehrungsreiche Zeit der Blockade, die Cafe’s und Bordelle, die Parks und die Wohnung des Malers, alles erschien so klar vor meinem Auge, während ich die schwermütige und melancholische Geschichte um Dion und Ophelie verfolgte. Die Atmosphäre ist tatsächlich schwermütig, denn es wird auch ein Paris geschildert, wo Frauen entweder reich einheirateten (was nicht oft vorkam) oder aber ein Leben in Armut fristeten (was sehr häufig der Fall war). Manchmal blieb den Frauen nichts anderes übrig als in den Bordellen ihren Körper zu verkaufen, wenn sie nicht hungern wollten. Bildung oder gar vernünftige Arbeit gab es für Frauen nicht oder wenn, nur in unzureichendem Maße. Die Männer hatten keine gute Meinung über Frauen: Anstatt sie zu verehren wurden sie oft als das Böse verteufelt und sie waren eh nur zur Fleischbeschauung und Kinderkriegen da! Eine sehr düstere Zeit.

Dion, der leidenschaftliche Maler und Künstler durch und durch, verehrte und respektierte die Frauen hingegen und malte sie, wenn sie ihre Erlaubnis dazu gaben. Die Liebe zu seiner Kunst war es auch, die Ophelie und ihn näher brachten. Während sie in ihrer steifen und kinderlosen Ehe gefangen war, schrieb sie mit Dion eifrig Briefe und nährten so ihre aufkeimende Liebe. Doch dann findet Dion eines Morgens das Mädchen Avril tot in seiner Wohnung. Auch wenn Dion glaubt, dass keine Spuren zu ihm führen … er kann es nicht vergessen und das wird ihm später zum Verhängnis.

Der Autor hat die Atmosphäre und Stimmung zu dieser Zeit sehr gut eingefangen bzw. sehr authentisch wiedergegeben. In wie weit nun einzelne historische Details stimmen oder erfunden sind, vermag ich nicht genau beurteilen, aber der gesamte Eindruck ist sehr positiv und ich empfinde es als sehr gut recherchiert. Er hat immer wieder die Lebensgeschichten der einzelnen Figuren eingeflochten, die selten von Glück und Anerkennung zeugten. Die düstere und schwermütige Stimmung der damaligen Zeit wurde damit noch weiter unterstrichen.

Das Buch ist fast wie eine Reise in die damalige Zeit, die mich schon sehr gefesselt hat, aber durch die ungewöhnliche Sprache manchmal etwas anstrengend war. Dafür gibt es einen Stern Abzug. Ansonsten gibt es eine klare Lese-Empfehlung von mir.

Veröffentlicht am 17.05.16!

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