Micaela Jary: Die Villa am Meer

Die Villa am Meer Book Cover Die Villa am Meer
Micaela Jary
2017
Historisch Allgemein
Goldmann Verlag
512
3442485959

Inhaltsangabe:

Ende des 19.ten Jahrhundert, Rostock: Katharina wollte eigentlich auf Joachim Wittenburg warten, doch seine Ausbildung zum Kapitän zur See dauert ihr zu lange. So heiratet sie den wesentlich älteren Olaf Borchers, der mit Strandkörben ein gutes Auskommen hat und zu Höherem strebt.

Das Leben als gutsituierte Hausfrau und Mutter ist Katharina jedoch zu langweilig. Ihr kommt deshalb die Idee, eine Strandkorbvermietung zu eröffnen. Olaf ist strikt dagegen und gerade bei einer Auseinandersetzung zu diesem Thema erleidet Katharina eine Fehlgeburt.

Joachim Wittenburg hat Greta geheiratet und ihr ein kleines Häuschen in Warnemünde gekauft. In der Nacht, als die Tochter Frederike geboren wird, erleidet Joachim einen schweren Unfall auf See. In der Kur in Doberan trifft er unverhofft auf Katharina wieder, aber sie haben kaum eine Chance, ein paar Worte zu wechseln. Seine resolute Frau Greta fordert Entscheidungen bezüglich seiner beruflichen Zukunft.

Aber es ist bei weitem nicht die letzte Begegnung des einstigen Liebespaares …

Mein Fazit:

Schon einige Romane habe ich von der Autorin gelesen und sie waren alle durchweg positiv. Gut recherchiert, spannende Handlung und eine sehr atmosphärische Erzählweise.

Bei diesem Buch tat ich mich von Anfang an ein bisschen schwer. Zum einen mag es daran liegen, dass ich wenig Zeit hatte und mit den Gedanken vielleicht nicht immer so dabei war. Zum anderen ist die Geschichte so ganz anders, als ich erwartet habe.

Im Grunde genommen werden die Geschichten von zwei Frauen erzählt, die den gleichen Mann lieben und doch in ihrem Leben gefangen sind. Dabei sind die Zeitsprünge manchmal schon enorm, zumindest die ersten Jahre. Katharina möchte ihr Leben anpacken. Jung und voller Ideen wartet sie erst auf Joachim, der ihr ein stilles Versprechen gab, sie nach seiner zweijährigen Ausbildung zu ehelichen. Doch es dauert ihr zu lange und Olaf Borchers, Witwer und Manufakturbesitzer, bietet ihr ein angenehmes Leben an. Obwohl sie Olaf nicht so sehr liebt wie Joachim, nimmt sie den Antrag an und bereits bei der Trauung schleichen sich die ersten Zweifel ihrer Entscheidung ein.

Greta hat den gesellschaftlichen Abstieg ihrer Familie nur schwer verkraftet. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Auswahl ihres Ehemannes nicht nach Emotionen entschieden wurde, sondern was Joachim ihr bieten konnte: Ein sicheres Heim und Auskommen als Kapitänsgattin inklusive der gesellschaftlichen Beachtung. Der Unfall ihres Mannes hat alles durcheinander gebracht und als Katharina auftaucht, weiß sie sofort instinktiv, dass sie ihre Rivalin ist – ohne dass es je dafür einen konkreten Anhaltspunkt gegeben hat.

Die erste Hälfte der Geschichte zog sich für mich so ein bisschen dahin, konnte mich nicht so richtig packen. Ich hatte eigentlich erhofft, mehr von Joachim zu erfahren. Dabei wurde immer mehr von Greta erzählt, wie sie die Sitation sah. Ihre Engstirnigkeit, teils lieblose Art, mit ihrer Familie umzugehen und der großen Furcht, was nur die Leute davon denken könnten hat sie nicht sehr sympathisch gemacht. Schon die Geburt, die mit der Unfall-Nachricht einhergeht, zeigt, welcher Stellenwert der Ehemann bzw. die Familie hat. Katharina hingegen ist liebevoll um ihre zwei Söhne bemüht. Als sie nach der Fehlgeburt in tiefe Depressionen verfällt, stellt ihr Mann eine Gouvernante ein und ihre Erziehung ist strenger und unnachgiebiger. Das gefällt dem Kaisertreuen Manufakturbesitzer, der sich immer mehr von Katharina abwendet, doch das ist nur der Beginn einer großen Krise zwischen den Eheleuten.

Ab der Hälfte ungefähr nimmt die Geschichte dann Fahrt auf, denn die ganzen Fäden, die die ganze Zeit über lose über der Geschichte hingen, werden nun zu einem Faden zusammen gesponnen und ergeben eine vielschichtige Geschichte, wo es nur nach Außen hin um Strandkörbe geht. Missverständnisse, emotionale Verwicklungen und die politischen Entwicklungen ergeben dann ein rundes Bild um zwei Familien, die beide auf ihre Art um ihre Existenz kämpfen. Erst in der zweiten Hälfte wurden die Figuren für mich greifbar, ihre Emotionen nachvollziehbar und ich habe mit ihnen gelitten.

Etwas Besonderes gab es noch: Victor Dornhain wurde einmal erwähnt als großer Reeder in Hamburg. Wer die Bücher von Micaela Jary kennt, weiß, dass Victor Dornhain eine Figur aus der Alster-Saga ist.

Trotz der ersten Hälfte, die für mich etwas unglücklich war, vergebe ich vier Sterne, denn für den weiteren Verlauf der Geschehnisse sind halt eben auch diese von Wichtigkeit. Und das ich gedanklich nicht so ganz bei der Sache war, kann ich kaum der Autorin anlasten.

Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

Veröffentlicht am 04.05.17!

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