Nun, jedes Jahr im Herbst, meist im September, manchmal auch im Oktober oder November, erfaßt mich der Herbstblues. In der Regel ist es keine Depression, sondern mehr eine depressive Stimmung. Schlafstörungen, Unruhe und notorische Antriebslosigkeit erfassen mich, meist gepaart mit ständiger Watte im Kopf. Beim Jahreszeitenwechsel scheinen meine Neurotransmitter oder was auch immer da ist, nicht so ganz mitzukommen.
Dieses Jahr hat es mich wieder erwischt. Schon seit Tagen quäle ich mich durch die Tage. Trotz der vielen Bewegung an der frischen Luft mit dem Kleinen fühle ich diese Schwere auf meinen Schultern und ich habe ständig das Gefühl, meinen alltäglichen Pflichten regelrecht hinterher zu jagen. Auch dem Kleinen kann ich dann nicht immer so gerecht werden, aber er scheint sich inzwischen damit zu arrangieren. Er nimmt es gelassen, wie mir scheint. In jedem Falle keimte immer mehr der Wunsch in mir, dem Ganzen mal zu entfliehen. Wer kennt solche Situationen nicht?
Gestern abend sagte ich zu meinem Mann, ich würde gern eine Woche an die Ostsee fahren, warme Sachen einpacken, mir ein kleines Zimmer nehmen und mich eine Woche dort eingraben. Natürlich mit Büchern! Jeden Tag eine Stunde an der frischen Luft spazieren, irgendwo eine Kleinigkeit essen, ansonsten einfach nur einigeln und nichts tun und nichts denken, außer bei den Büchern.
Ich war erstaunt, als mein Mann dann meinte, das müsste ja irgendwie machbar sein. Hallo? Ich alleine weg? Ohne Mann und vor allen Dingen – ohne Kind? Mein Mann ist ein vorbildlicher Vater, kümmert sich immer um den Kleinen und scheut auch vor dem Wickeln und so nicht zurück. Aber allein mit dem Kind und dann noch Haushalt? Irgendwie unvorstellbar. Mein Göttergatte sprach sogar von einem “Wellness”-Wochenende. Ha ha. Wer mich kennt, weiß, das ich mit Wellness in dieser Form sehr wenig am Hut habe. Nicht, weil ich es nicht mag, sondern weil schlicht das Geld dafür fehlt. Ich kenne so etwas nur vom Fernseher.
Er bot mir dann an, ich könnte dann ja ein langes Wochenende wegfahren, von Freitag bis Sonntag abend. Aber nicht an die Ostsee, sondern eher in der Nähe. Welch’ ein verlockendes Angebot. Hätte ich ja nicht wirklich erwartet, aber er sagte es tatsächlich. Zwei oder drei Bücher, warme Sachen, Tablet und schon könnte es losgehen …
Hach … da wurde es mir gleich etwas besser. Wer weiß, vielleicht nehme ich ja eines Tages das Angebot sogar an 🙂