2011
TV-Serie
The Promise
356 Minuten
UK
Peter Kosminsky
Peter Kosminsky
Claire Foy, Christian Cooke, Itay Tiran, u.v.a.
Inhaltsangabe:
Die Britin Erin (Claire Foy) hat gerade ihr Abitur gemacht und soll eigentlich ihr Praktikum beginnen. Aber so richtig Lust hat sie dazu nicht. Viel lieber möchte sie ihre Freundin Eliza (Perdita Weeks) nach Israel begleiten, die ihren Wehrdienst dort antreten muss. Bevor Erin jedoch abreist, wird sie mit ihrem Großvater konfrontiert, den sie kaum kennt und der nun schwer erkrankt ist. Während sie mit ihrer Mutter die Wohnung ausräumt, fällt ihr das Tagebuch ihres Großvaters in die Hände. Einer plötzlichen Eingebung folgend nimmt sie das Tagebuch ansich und beginnt während der Reise nach Israel dort zu lesen.
Len (Christian Cooke) war ein britischer Berufssoldat, der zuerst in Deutschland die Juden aus den KZ’ befreite. Dann wird er nach Palästina beordert, wo er an einer Friedensmission teilnimmt. Die Friedensmission beinhaltet den Schutz der Araber vor der jüdischen Bevölkerung, die in Strömen nach Palästina einreisen mit dem Ziel, einen eigenen Staat errichten zu wollen. Während seiner Dienstzeit sieht er sich mit Maulwürfen, wütenden Juden und terroristen Anschlägen konfrontiert, die ihm an allem zweifeln lassen, wofür die Mission steht. In der Zeit freundet er sich mit einer arabischen Familie an. Diese Freundschaft jedoch wird auf eine sonderbare Weise auf eine harte Probleme gestellt, die ihn bis zur Gegenwart stark belastet.
Während Eliza ihren Wehrdienst leistet, kann Erin mit Hilfe von Paul (Itay Tian) Israel kennen lernen, sowohl von der schönen als auch von der schlechten Seite: Den Checkpoints, den Zäunen, den jüdischen und arabischen Siedlungen und die verhärteten Seiten zwischen den politischen Lagern. Und immer mehr fühlt sie sich ihrem erkrankten Großvater verpflichtet, das zu beenden, was er niemals geschafft hat. Dabei gerät sie immer tiefer in den Strudel der politischen Konfrontationslinien.
Mein Fazit:
Diese vierteilige TV-Serie wurde Silvester gezeigt und eigentlich ahnte ich nicht so recht, was auf uns zu kam. Wir entschieden uns halt für einen werbefreien Kanal und begannen leider verspätet in die sehr spannende Geschichte einzutauchen. Die vier Teile (à ca. 90 Minuten) wurden alle hintereinander gezeigt, so das wir das Ende auch nicht gesehen haben und uns deshalb noch mal die DVD dazu anschauen mussten.
Wir bemühten uns also nach Kräften, die komplette Geschichte zu verstehen und ich finde, das es sich durchaus lohnt. Der Regisseur hat zwei Geschichten erzählt, die geschickt miteinander verwoben wurden. Da war die endpupertäre Erin, die ihre Freundin Eliza auf unbestimmte Zeit nach Israel begleitete. Eliza ist in einer Politiker-Familie geboren worden und durchaus als wohlhabend zu betrachten. Ein Haus am Meer, mit Pool und allen Vorzügen, die ein solches Leben zu bieten hat. Elizas Bruder Paul sticht dabei aus der Familie heraus: Er spricht sich offen gegen die Palästinenser-Politik seines Landes aus, wird auch nicht ruhiger, als er selbst Opfer eines Attentats wird. Erin lernt über Paul einen Araber kennen und überschreitet ohne Wissen gewisse Grenzen. Völlig ahnungslos begibt sie sich in die Situation einer Touristin, die auf den Spuren ihres Großvaters ist und allmählich erkennt, das die israelische Politik doch nicht so ganz ohne ist.
Während Erin in der Gegenwart die Situation in Israel verstehen möchte, liest sie in dem Tagebuch ihres Großvaters. Sie taucht immer tiefer in die Geschichte in den 40er Jahren ein, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie liest von seinem Dienst, von seiner Liebe zu einer Jüdin und dem Kampf, die Araber vor dem Unvermeidlichen zu schützen. Und Erin fühlt sich irgendwann als Sprachrohr für ihren Großvater, möchte sein gegebenes Versprechen einlösen und setzt alles ein – geht sogar hohe Risiken ein.
Wenn man diesen Film gesehen hat, sieht man die Nah-Ost-Problematik in Israel vielleicht mit anderen Augen. Ich habe mich stets geweigert, eine klare Haltung zu beziehen (weil ich einfach zu wenig darüber weiß). Auch wenn der Film in einigen Momenten grausam und erschütternd ist, so kann ich noch nicht immer klar Position beziehen, weil ich mir nicht sicher bin, wieviel in dem Film wahr ist. Könnte man jetzt recherchieren, aber dann würde es vermutlich immer noch nicht ausreichen, um zu verstehen, weshalb die Konflikt-Parteien nach wie vor so unversöhnlich miteinander sind. Aber der Film zeigt deutlich die Verhältnisse in dem Land, die für uns in West-Europa als unfassbar und unzumutbar einzustufen sind. Gewalt ist grundsätzlich zu verurteilen, aber wenn man den Film gesehen hat, kann man womöglich ein wenig Verständnis dafür aufbringen.
Nebenbei ist die Geschichte auch noch sehr spannend und facettenreich. Einzig Claire Foy als Erin war mir absolut unsympathisch, sie benahm sich an einigen Stellen einfach zu zickig und uneinsichtig, postpupertär eben. Ansonsten ist es eine sehr sehenswerte und aufschlussreiche TV-Serie. Von mir bekommt sie 95%.
Veröffentlicht am 11.02.15!