2016
Drama
180 Minuten
Deutschland
Dror Zahavi
Rainer Berg, Johannes Rotter
Iris Berben, Jürgen Vogel, Anna Maria Mühe, u.v.a.
Inhaltsangabe:
Lennart Behrwaldt (Jürgen Vogel), von allen Lennie genannt, sollte eigentlich gerade glücklich sein. Seine Freundin Melanie Dombrowski (Anna Maria Mühe) hat soeben das erste gemeinsame Kind zur Welt gebracht, sein Restaurant läuft wie geschmiert und zwischendrin vergnügt er sich mit Nida (Natalia Belitski), seiner Sous-Köchin.
Doch der äußere Schein trügt: Melanie muss aus ihrer Wohnung ausziehen und so sieht Lennie sich genötigt, in der Villa seiner Großmutter Alba (Marie-Anne Fliegel) einziehen zu müssen. Seine Mutter Lea Behrwaldt (Iris Berben) ist enttäuscht, dass er sie nicht über die Schwangerschaft und Geburt des Kindes informiert hat und obendrein teilt Nida ihm mit, dass sie die Affäre mit ihm beendet, da nun ein entzückendes Baby in sein Leben getreten ist und er Verantwortung übernehmen soll.
Als er schließlich erfährt, dass seinem heißgeliebten Restaurant der einzige Stern, den es hatte, wieder aberkannt wird, dreht er durch und fährt mit dem Motorrad gegen einen Lkw. Er fällt ins Koma und um ihn herum müssen alle Beteiligten irgendwie die Situation meistern.
Melanie ahnt, dass Lennie eine Affäre mit Nida hatte. Nida widerum wird von Landsleuten erpresst und muss sich prostituieren – von Lennies Schwager in Spe. Großmutter Alba, die Herrscherin in der Villa in Berlin-Zehlendorf ist nur auf den guten Namen der Familie bedacht. Und mittendrin ist Lennie, der um sein Leben und seine Vergangenheit kämpft …
Mein Fazit:
Eher durch Zufall und eine gewisse Prise Neugier sind wir auf den Zwei-Teiler aufmerksam geworden. Da ich deutsche Produktionen nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Film-Events zähle, muss ich ehrlich gestehen, dass ich von dieser doch positiv überrascht wurde.
Erzählt werden die zwei unterschiedliche Familien-Geschichten: Einmal die der Familie Behrwald und der Dombrowskis! Sie sind durch die Liebes-Beziehung zwischen Lennie und Melanie miteinander verbunden, aber gemeinsam haben sie ansonsten gar nichts.
Lennie führte bislang kein ruhmreiches Leben, war eine zeitlang auf Drogen und glänzte eher durch Unzuverlässigkeit. Das Startkapitel für sein Lokal borgte er sich von seiner Großmutter, die es ihm gab, aber ansonsten haben sie kein gutes Verhältnis. Auch zur Mutter Lea (toll gespielt von Iris Berben) hat er ein gespaltenes Verhältnis – im Grunde sind sie sich einander alle egal.
Melanie hingegen wird von ihrer Familie in jeder Form unterstützt: Ihre Eltern kümmern sich rührend um die Enkelkinder, der Vater hilft sogar bei der Renovierung der neuen Wohnung in der Villa. Zwar ist nicht alles Eitel-Sonnenschein, aber der Zusammenhalt ist deutlich größer und ausgeprägter.
Was ist eigentlich Familie? Wo zeichnet sie sich aus? Durch Bluts-Verwandtschaft? Oder durch den Zusammenhalt? Vielleicht durch den ehrlichen Umgang untereinander? Dem Zuschauer wird eine Geschichte geboten, die alle Facetten des Familienlebens offenbart und doch ist nicht alles so, wie es scheint. Verdächtigungen, Fragen, Ahnungen … und doch sind die Spannungen nicht wirklich erklärbar außer, dass der eine in einer kalten Familie aufwuchs und die andere in einer warmherzigen. Und doch ist in beiden nicht alles in Ordnung!
Wir haben die Geschichte fasziniert verfolgt, konnten die Charaktere klar erkennen, wie sie es wohl auch im wirklichen Leben gibt. Und so eine resolute Alba Behrwaldt gibt es wohl in jeder Familie! Alle Darsteller haben ihre Rollen sehr authentisch gespielt, für mich die Beste ist noch immer Iris Berben gewesen, auch wenn sie nicht wirklich sehr viel Platz in dieser Geschichte bekam. Aber den Platz hat sie sehr gut genutzt! Jürgen Vogel als Lennie konnte mich ebenfalls begeistern. Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Akteuren ist dem Regisseur gut gelungen.
Alles in allem ist eine gelungene deutsche Produktion, die ich empfehlen kann. Für zwei unterhaltsame Abende vergebe ich 90%.
Veröffentlicht am 16.10.16!