Inhaltsangabe:
Als der obdachlose Oscar den Mann im mittleren Alter bewußtlos fand, hatte dieser eine Kugel in der Schulter. Und eine laienhafte Tätowierung auf dem Handballen: Noah. Als dieser sich schließlich an nichts aus seinem Leben erinnern kann, nennt Oscar ihn Noah und hilft ihm, seine Verletzung im Berliner Untergrund auszukurieren. Wie der Zufall es will, sieht Noah in einer kalten Nacht einen Artikel in einer Zeitung mit einem nichtssagenden Bild. Er erkennt es und ruft die Nummer an, die in dem Artikel angegeben wird.
Eine amerikanische Journalistin nimmt seinen Anruf entgegen und lotst ihn zum Adlon, wo eine Suite auf ihn wartet. Treuseelig gehen Oscar und Noah zum Hotel, ohne zu ahnen, dass bereits mehrere Auftragsmörder an ihren Spuren kleben. Denn Noah trägt ein Geheimnis mit sich und die halbe Menschheit wartet darauf, dass er dieses Geheimnis offenbahrt. Im Hotel angekommen, erwartet ihn eine weitere Überraschung. Man erkennt ihn und gibt ihm die “übliche Suite”. Da er offenbar beim letzten Mal seine Sachen vergessen hatte, gibt man ihm diese und er findet Geld in hohen Mengen in verschiedenen Währungen und dazu noch mehrere Pässe. Und eine irritierende Erinnerung streift ihn: Er hat sich selbst vor dem Kamin in der Suite sterben sehen.
Ohne zu wissen, woher seine Fähigkeiten kommen und wer er wirklich ist oder warum er gesucht wird, kann er seine Verfolger ohne Probleme elemenieren. Doch warum er gejagt wird, weiß er noch immer nicht. Und auch die amerikanische Journalistin wird gegen ihren Willen in diesen Komplott mit hineingezogen und schon macht sich der nächste Tross an Auftragskiller auf dem Weg.
Mein Fazit:
Zwei Jahre schon schlummerte dieser Roman in meinem SuB. Ich bin keine leidenschaftliche Thriller-Leserin und brauche für die spannungsgeladenen Werke von Herrn Fitzek immer ein bisschen Anlaufzeit. Auch wenn in seinen Büchern das Gute siegt, der Weg bis dahin ist oftmals ziemlich brutal und zuweilen blutig, was nicht immer so ganz mein Ding ist. Die Stimmung muss eben passen.
Dieser Roman beginnt ganz harmlos und erzählt von Oscar und Noah, wie sie ein karges Leben im Berliner Untergrund leben – als Obdachlose. Noah leidet an Amnesie und seinen Namen hat er von einer Tätowierung auf seiner Hand. Oscar hat einen kleinen Tick: Er glaubt irgendwie an die Verschwörungs-Theorien unserer Neuzeit und somit sieht er in allem, vor allen Dingen in Zahlen, stets das Böse auf dieser Welt.
Doch Noah erkennt eines Nachts, während sie sich in einem U-Bahnhof für die Nacht fertig machen, ein Bild in einer Zeitung. Er glaubt, es selbst gemalt zu haben. Denn es wird weltweit nach dem Maler dieses Bildes gesucht. Er sollen bereits Millionen-Verträge von verschiedenen Galerien winken. Er ruft die im Artikel angegebene Nummer an und erreicht eine amerikanische Journalistin auf der anderen Seite des Atlantiks. Was Noah nicht ahnt: Mit diesem Anruf löst er eine Jagd aus – die Jagd nach ihm. Denn während die Welt mit der unheilvollen Manila-Grippe kämpft und die Menschheit am Abgrund steht, glauben sehr viele Menschen und geheimnisvolle Organisationen, das Noah den Schlüssel zur Lösung des weltweiten Problems hat.
Während der Autor ziemlich detailiert die rasante Jagd auf Noah schildert und diese Jagd von Berlin über Amsterdam nach Rom führt, tauchen kurze Abschnitte über eine junge Mutter mit zwei Kindern auf. Eines der Kinder ist noch ein Neugeborenes und sie leben in einem Elendsviertel. Das Viertel wird vom Militär abgeriegelt, da die Regierung glaubt, dass dort die gefährliche Manila-Grippe ihren Ursprung hat. Die Mutter kämpft um das Leben ihres Neugeborenen, der schon sehr geschwächt ist. Sie ebenfalls, denn sie kann ihn kaum noch mit ihrer kargen Muttermilch sättigen. Die Manila-Grippe ist jedoch schon auf fast allen Kontinenten aufgetaucht und löst damit Chaos und bürgerkriegsähnliche Zustände aus. Denn die Person, die das vermeintliche Gegenmittel hat, verkündete medienwirksam, die Medikamente nur noch für die Ärmsten der Welt zur Verfügung zu stellen.
Wieder mal hat Sebastian Fitzek es verstanden, Überraschungen und unerwartete Wendungen in dem Roman einzubauen. In der Mitte des Romans wurde es mir teilweise dann auch etwas zuviel. Ich dachte, wann kommt denn endlich die Lösung des “Falls”? Man glaubt, der Wahrheit nahe zu kommen, da hat er -wie bereits von früheren Werken bekannt- wieder Stolperfallen eingebaut. Die apokalyptischen Zustände auf dem Planeten, die sowohl gepredigt als auch schon eingetreten waren, sind von erschreckender Glaubwürdigkeit und leider von der Realität nur einen Schritt entfernt. Ohne den moralischen Zeigefinder zu erheben, wird hier ein düsteres Bild unserer Zukunft gemalt, das ja in einigen Teilen schon eingetreten ist. Und es stimmt schon, was der Medien- und Pharmamogul Zaphire gesagt hat: Der Mensch ist dabei, sich selbst zu vernichten, weil die westliche Zivilisation die ärmeren Länder mit ihrer Gier nach Konsum ausbeutet. Da kann man nur schwer schlucken, denn es ist ja tatsächlich so, wenn vielleicht auch nicht ganz so drastisch.
Was man mit dieser Botschaft macht, muss jedem selbst überlassen sein. Aber auch kleine Schritte helfen, von jedem. Auch unserem kleinen Prinzen predige ich schon, dass Wasser ein kostbares Gut ist, ebenso wie Lebensmittel. Und wir haben nicht die neuesten Smartphones und werfen auch nicht einfach alles weg, sondern geben es zum Wiederverwerten ab. Das Auto bleibt oft stehen und wir fahren mit dem Rad. An Strom wird – wenn möglich – ebenso gespart wie am Gasverbrauch. Und wir kaufen uns nur neue Kleidung, wenn wir sie brauchen und nicht, weil wir sie schick finden! Sicher gäbe es das eine oder andere, wo wir noch sparen könnten, aber ich finde, wenn man sich das mal alles bewusst macht, hilft es schon.
Wegen der scheinbar nicht enden wollenden Geschichte gibt es nur vier Sterne. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Ansonsten war es wieder spannend zu lesen und zum Miträtseln. Und es rüttelt ein wenig auf, denn das Hauptthema ist aktueller denn je, nachdem die amerikanische Regierung sich aus dem Klima-Abkommen verabschiedet hat. Und wer weiß, ob nicht doch noch irgendwann ein gefährliches Virus auftaucht? Eine Ebola-Krise gab es ja schon in jüngster Zeit und sie zeigt deutlich, das der Mensch verwundbarer ist denn je!
Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.
Veröffentlicht am 20.08.17!