Inhaltsangabe:
An der schottischen Westküste: Das Leben auf der Hebriden-Insel Harris ist karg und beschwerlich. Dalziel und Kayla Gillan führen ein Croft, mehr schlecht als recht. Ihre Ehe läuft auch nicht besser, denn der Schatten der ersten Mrs. Gillan – Caitriona – liegt noch immer schwer auf Dalziels Herzen. Sohn Iain hat die Flucht ergriffen, zu sehr möchte er die weite Welt sehen und mehr werden als nur ein Crofter!
Die Touristensaison steht kurz bevor, als auf der Insel ein geheimnisvoller Fremder auftaucht. Brannan Tait sucht einen Job, nur vorübergehend, denn bleiben will er nicht lange. Als Kayla ihm zum ersten Mal begegnet, ist ihre Entscheidung bereits gefallen, obwohl sie es selbst nicht ahnt. An ihr Ehegelübde hält sie vorerst fest, aber der schweigsame und attraktive Mann bringt ihre Grundfesten schon bald ins Wanken.
Gerüchte kommen über Brannan auf und auch Dalziel spürt, dass dieser Mann eine ernste Gefahr für ihn und seine Ehe ist. Schließlich ist es jedoch Kayla selbst, die durch ihre Gutmütigkeit und Freundschaft eine Verkettung tragischer Umstände in Gang setzt.
Mein Fazit:
Den Roman habe ich vor zwei Tagen ausgelesen, nach einer Marathon-Lese-Session. Es ist schon eine Weile her, dass ich wegen einem Buch alles stehen- und liegenließ und bis in die Nacht las, obwohl meine Augen eigentlich nicht mehr konnten. Aber es war mir einfach unmöglich, dieses Buch aus der Hand zu legen. Zu sehr hat mich die Geschichte um Kayla, Brannan und dem Ekel Dalziel gefesselt!
Das Buch beginnt schon mit einem mystischen Prolog: Es ist wohl Brannan, aber er ist nicht namentlich erwähnt. Er ist hellfühlig, also hochgradig empathisch. Dies betrifft sowohl Menschen, mehr aber noch die Tiere im Meer. Und er rettet ein Walkalb vor dem sicheren Tod. Das hat ihn als Figur schon sehr sympathisch gemacht. Dann lernte ich Kayla und Dalziel kennen, die ein Croft führen. Sie kommen nicht gut zurecht und viele Dinge sind reparaturbedürftig. Um ihren Mann zu unterstützen, arbeitet sie drei Tage in der Woche auf der Poststelle (aber auch das gefällt ihm nicht wirklich). Dalziel hadert seit dem Tod seiner ersten Frau Caitriona mit dem Leben und lässt seine Wut und Missfallen häufig an Kayla aus. Schlimmer wird es noch, das sie zu seinem Sohn Iain hält und dieser auch noch das Weite sucht anstatt dem Vater auf dem Croft zu helfen. Kurzum: Kayla gibt sich Mühe, aber sie ist kreuzunglücklich!
Brannan Tait stellt Kaylas Leben komplett auf den Kopf. Er braucht nicht viel zu sagen, aber seine Blicke und Gesten sagen mehr als tausend Worte. Er ermutigt sie zum Singen und gibt ihr das Gefühl, etwas wert zu sein. Auf der Insel, wo jeder jeden kennt und sie noch indirekt mit dem Pfarrer verwandt ist, ist es schwierig, sich heimlich zu treffen. Doch das Haus ihrer verstorbenen Mutter muss geräumt werden und ihre Schwester Ally, die ebenfalls ein Auge auf Brennan geworfen hat, kann sie nicht unterstützen. So passiert das, was passieren muss. Und natürlich werden sie beobachtet. Es bleibt nicht allen verborgen, wie sehr Kayla sich verändert und aufblüht, mutiger wird und sich Dingen stellt, die sonst für sie unmöglich waren. Natürlich droht die Affäre aufzufliegen, aber wie hoch der Preis dafür ist, den kann Kayla bei weitem nicht abschätzen!
Die Autorin hat sehr bildhaft und mit vielen Metaphern geschrieben, was mir die Geschichte noch viel näher brachte. Ebenso hat sie es geschafft, mich auf die Insel mitzunehmen, in diese Welt, wo das Leben schwer und hart für die Menschen ist. Auch lernte ich verschrobene Charaktere kennen, die durch ihre Ecken und Kanten liebenswert sind. Dalziel blieb mir als einzige Figur unsympathisch. Ich konnte ihn zwar verstehen, aber er ist wirklich unschön mit Kayla umgegangen. Die Landschaft der Insel und die Atmosphäre sind gut beschrieben, ich konnte es mir gut vor meinem inneren Auge vorstellen (Kopfkino läuft eigentlich immer noch). Und die Spannung steigt langsam aber stetig, so das mir als Leserin schon bald klar war, dass da noch etwas Schreckliches passiert! Die kleinen Zufälligkeiten, die zu dieser Tragödie führten, sind perfekt eingearbeitet, es gibt für mich keinen Logik-Fehler und es ist authentisch erzählt.
„Du und ich, wir sind wie die Wellen. Auch wenn ich in Begriffen von Raum und Zeit nicht mehr bei dir bin, wird unsere Liebe weiterexistieren.“ (Seite 295)
Die Liebe zwischen Brennan und Kayla war für mich zum Greifen nah, einzig ihre geringe Wehrhaftigkeit und seine Gedankenlosigkeit über Verhütung haben mich etwas irritiert. Aber das zeichnet vielleicht auch die Klarheit ihrer Liebe aus! Die Liebe hat auch ihn überrollt, aber er rechnete nicht damit, dass etwas passieren würde.
Ich bedanke mich beim Knaur Verlag für dieses Rezie-Exemplar, es ist eine wunderbare Geschichte, die ich wärmstens empfehlen kann, eben ein echter Pageturner! Fünf Sterne von mir!
Veröffentlicht am 05.11.17!