Inhaltsangabe:
Ira Samin ist Kriminalpsychologin und Expertin als Verhandlerin bei Geiselnahmen. Allerdings liegt ihr Leben in Scherbenhaufen, seit ihre Tochter Sara sich das Leben genommen hat. Ihre Flucht in den Alkohol soll nun in einem geplanten Suizid gipfeln, aber da kommt ihr Jan May in die Quere.
Jan May übernimmt am frühen Morgen gewaltsam die Kontrolle über die Radiostation von 101Punkt5. Der mit Sprengstoff bestückte Mann droht Geiseln zu erschießen, wenn nicht jede Stunde die richtige Parole am Telefon genannt wird.
Die Polizei will stürmen, aber Ira schafft es, Jan May zum Reden zu bewegen. Er will seine Verlobte Leonie sehen. Diese, so wird Ira von den Kollegen versichert, ist aber bereits seit einigen Monaten tod.
Ira merkt, dass da irgendetwas nicht stimmt und lässt sich auf den Plan ein, Leonie zu finden. Doch viele Kräften wirken auf diesen Vorgang ein und Ira weiß lange nicht, wem sie denn nun wirklich vertrauen kann.
Mein Fazit:
Dies ist ein älterer Roman von Sebastian Fitzek und wenn man seine neueren Werke zum Vergleich nimmt, hat sich der Autor durchaus weiterentwickelt – in mancher Hinsicht. Doch dieser sticht besonders hervor. Warum?
Ira Samin ist fertig mit dem Leben. Sie glaubt als Mutter versagt zu haben, als sie den Suizid von ihrer Tochter Sara nicht verhindern konnte. Ihre zweite Tochter, Katharina spricht auch nicht mehr mit ihr. Iras einziger Freund ist der Alkohol und irgendwie hält sie die Situation selbst nicht mehr aus, sie will ihrer Tochter folgen und hat schon Vorbereitungen getroffen. Und dann kommt diese Geiselnahme! Zuerst nur Berlin, aber dann ganz Deutschland wird Zeuge dieses Vorgangs. Ira wird unter vielen Diskussionen und Protesten zur Verhandlungsführerin und kann mit Millionen Zeugen Jan May dazu bewegen, seine Forderung zu stellen. Sie selbst muss dabei ihr Innerstes nach außen kehren und sich seelisch entblößen. Denn unabsichtlich hat Jan May ihre zweite Tochter in seiner Gewalt und um diese zu retten, will Ira alles tun. Schließlich will sie nicht für die Tode von beiden Töchtern verantwortlich sein.
Der Autor hat Ira sehr tiefgründig und menschlich beschrieben, sie hat mit ihrem Schicksal mein Herz berührt und ich konnte mitfühlen, wie sehr sie litt. Am liebsten hätte ich sie zwischendurch in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut wird. Obwohl der Alkohol-Entzug ihr zu schaffen machte und Jan May ihr alles abverlangte, gab sie ihr Bestes, um die Geiseln zu retten, aus persönlichen und beruflichen Gründen. Das hat mir sehr imponiert. Nicht bei allen Werken gelingt dem Autor eine tiefgründige und glaubwürde Charakter-Darstellung.
Wer den Autor kennt, weiß, dass nichts so ist, wie es scheint. Und dieses Buch macht da keine Ausnahme. Verschiedene Dinge werden aufgegriffen: Organisierte Kriminalität und Korruption bei den Staatsorganen wurden geschickt miteinander verknüpft. Den einen oder anderen Zufall halte ich dann doch für zu konstruiert, aber sei es drum. Überraschende Wendungen runden immer wieder das Geschehen ab. Es war spannend bis zur letzten Minute.
Von mir gibt es eine klare Lese-Empfehlung und fünf Sterne!
Veröffentlicht am 26.11.17!