2016
Wahre Begebenheit
111 Minuten
UK, Frankreich
Stephen Frears
Nicholas Martin
Meryl Streep, Hugh Grant, Simon Helberg, u.v.a.
Inhaltsangabe:
New York, 1944: Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) erhält für ihr Engagement der New Yorker Musik-Szene einen Ehrenpreis vom Club Verdi, den sie zusammen mit ihrem Mann St Clair Bayfield (Hugh Grant) gegründet hat. Das macht Lust auf ein weiteres Konzert.
Doch dafür benötigt sie einen neuen Klavierspieler und Gesangstunden. Der Klavierspieler ist schnell gefunden in Person von Cosmé McMoon (Simon Helberg). Und McMoon kann seinen Ohren kaum trauen, als er ihre Gesangstunden am Klavier begleitet: Florence trifft nicht einen Ton und kann den Rhythmus nicht halten.
Trotzdem ist das Konzert im Nu ausverkauft. Ihr Mann hält uneingeschränkt zu ihr und unterbindet jeden Versuch, seine Frau für ihr schlechtes Gesang zu kritisieren. Florence strebt jedoch nach Höherem und will ein Konzert in der Carnegie Hall geben. Allen Beteiligten ist klar: Das kann in einer Katastrophe enden!
Mein Fazit:
Von dieser Musikerin hatte ich noch etwas gehört, bis ich den Film in der TV-Zeitschrift sah. Ein kurzer Blick in den Wikipedia-Artikel genügte und meine Neugier war geweckt. Aber auch Meryl Streep ist für mich der Ausschlag für den Film gewesen, sie gehört mit zu meinen Lieblingsschauspielerinnen.
Hinter diesem Namen verbirgt sich ein tragisches Schicksal, was wohl nur wenige wussten. Als Kind wurde sie als Wunderkind gehandelt und spielte im Weißen Haus vor dem Präsidenten. Florence wurde im Alter von 18 in der Hochzeitsnacht von Syphilis angesteckt. Diese Krankheit begleitete ihr Leben lang. Vermutlich ist diese auch Schuld daran, dass sie ihr Gefühl für Musik und Ton verlor. Auch verlor sie durch die Behandlung ihre Haare und musste stets Perücken tragen. Durch die Erbschaft ihres Vaters konnte sie allerdings ein sorgenfreies Leben führen. Allerdings lebte sie mit ihrem zweiten Mann enthaltsam, was auch indirekt Auswirkungen hatte. St Clair Bayfield hatte eine eigene Wohnung und unterhielt eine Geliebte. Trotz all dessen hielt er uneingeschränkt zu seiner Frau und kümmerte sich um alle Belange. Für ihn war es ein Leben in Hektik und Stress und ich konnte nicht umhin, ihn dafür zu bewundern.
Der Film bietet neben den tragischen Tönen auch sehr viel Komik. Wer kann schon bei dem quietschenden Gesang ruhig bleiben? Niemand traute sich ihr die Wahrheit zu sagen und bis zu ihrem Tod muss sich ihr Gesang auch richtig angehört haben. Aber die Zuhörer reagierten anders und das war das eigentlich Verstörende.
Stephen Frears hat alles aus dem Film rausgeholt. Die Zwischentöne sind viel wertvoller als die quietschenden Auftritte; ein Drehbuch, das von Anfang den tragischen Kern der Geschichte behandelt, auch wenn es fast nebenbei erscheint, kann man nur mit dieser Ernsthaftigkeit angehen. Die Darsteller haben in den authentischen Kulissen sehr überzeugend agiert. Ich habe den Film sehr genossen und fand Meryl Streep einfach wieder nur wunderbar. Sie ist so wandlungsfähig und glaubhaft, ich kaufe ihr jede Figur ab.
Ein interessanter und nachdenklich stimmender Abend wurde mir geboten, den ich mit 90% bewerte.
Veröffentlicht am 05.02.20!