2019
Historisch Allgemein
Wunderlich
Die 50er-Jahre - Teil 1
432
3805203373
Inhaltsangabe:
Im Juni 1932 wird das Modekaufhaus der Thalheims am Berliner Ku’damm eingeweiht und eröffnet. Die 13jährige Rike Thalheim weiß nun, wo ihre Zukunft liegt, in diesem Hause, auch wenn der Vater seinen Sohn bevorzugt!
Mai 1945: Berlin liegt in Schutt und Asche. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei und die Menschen kämpfen ums nackte Überleben. Die Villa der Thalheims wird erst von den russischen, dann von den britischen Besatzern beschlagnahmt. Das glanzvolle Kaufhaus ist den Bomben zum Opfer gefallen und der Vater ist noch immer in russischer Gefangenschaft.
Rike Thalheim fühlt sich inzwischen für die Familie verantwortlich, auch wenn ihre Mutter noch vor dem Krieg verstorben ist und sie mit einer Stiefmutter und einer Halbschwester beseelt ist. Und dann ist da noch Miriam, die als Jüdin irgendwie den Krieg in Berlin überlebt hat.
Aus ihren Verstecken holen sie Nähmaschine und Stoffe. In einer kleinen zugigen Wohnung planen und basteln sie an ihrer Zukunft, aber kleine und größere Schicksalsschläge machen ihnen immer wieder einen Strick durch die Rechnung.
Mein Fazit:
Brigitte Riebe kann historische Romane schreiben – das steht ohne Zweifel für mich fest. Ich habe schon einige Romane aus dieser Epoche gelesen, aber dieser Roman gibt mir noch einmal Einblicke in Bereiche, die ich nur vom Hören kann: Trümmerfrauen, Spruchkammer etc. Mir war nicht bewusst, wie beschwerlich das Leben nach dem Krieg war. Ständiger Hunger, strenge Winter, kaum Arbeit und überall verwundete Seelen und Körper.
Die Atmosphäre wurde von der Autorin wunderbar eingefangen, die Nöte und Sorgen, aber auch kleine Hoffnungsschimmer, Durchhalteparolen und kleine Freuden, die den harten Alltag etwas auflockerten und von den Problemen ablenkten. Es war auch eine Zeit der politischen Unsicherheiten. Berlin in vier Sektoren eingeteilt – wie würden die Siegermächte mit dem Volk umgehen? Wie sah die Zukunft der Stadt und ihrer Menschen aus?
Diese Unsicherheiten kamen immer wieder zum Vorschein. Rike ist mit ihren 26 Jahren schon das Familienoberhaupt, solange der Vater aus der Gefangenschaft nicht zurückgekehrt ist. Er gehörte noch zum Volkssturm, zum letzten Aufbegehren des Führers, ehe Berlin endgültig fiel. Die Verantwortung lasten auf ihr und die Umstände machen es ihr nicht gerade leicht. Aber die Familie hält auch zusammen, machen Pläne und arbeiten bis zum Umfallen. Fast vergisst sie ihre eigene Zukunft dabei.
Ich möchte nicht allzu viel verraten, aber es gibt viele interessante Szenen, die mir eine ganze Menge über die damalige Zeit erzählten. Bedauerlich ist das auch so ein Punkt, den ich zu kritisieren habe. Der Spannungsbogen fehlte so ein bisschen, als Leserin wusste ich nicht so recht, wohin die Reise geht und was da noch kommen mag.
Die Fortsetzung werde ich zu dieser Geschichte nicht lesen. Trotz der interessanten Details konnte es mich nicht mitnehmen und packen, deshalb gibt es nur eine Sterne.
Veröffentlicht am 14.12.24!