Anne Freytag: Nicht weg und nicht da

Nicht weg und nicht da Book Cover Nicht weg und nicht da
Anne Freytag
März 2018
Belletristik
Heyne Verlag
480
3453271599

Inhaltsangabe:

Luise stand immer im Schatten ihres Bruders Kristophers. Dennoch liebte sie ihn, auch mit der Diagnose Bipolar II-Störung. Als er sich mit 19 Jahren durch einen Sprung aus dem Fenster das Leben nimmt, bricht für die gesamte Familie die Welt zusammen. Luise rasiert sich die Haare und verweigert beim Therapeuten jedes Gespräch. Zu groß ist der Schock über den Tod ihres geliebten Bruders.

Jacob wohnt mit seinem Bruder Arthur in einer drei-Zimmer-Altbau-Wohnung, jobbt in einem Café im Museum und will auf keinen Fall Koch werden, obwohl ihm alle ein großes Talent bescheinigen. Er begegnet Luise in seinem Treppenhaus. Ihr Äußeres ist verstörend und sie redet auch sonst nicht, trotzdem spürt Jacob sehr schnell, dass ihre Seele große Schmerzen hat.

Eines Tages bekommt Luise eine verstörende Mail: Von ihrem verstorbenen Bruder – scheinbar aus dem Jenseits! Er gibt ihr Aufgaben, die sie lösen muss, damit er im Jenseits gut ankommt. Luise wendet sich an Jacob und erzählt ihm von Kristopher und er unterstützt sie in der Trauerarbeit.

Doch die Hürden dafür werden immer schwieriger und manchmal scheint es so, als würde er ganz genau wissen, wie es ihr geht. Für Luise beginnt ein schmerzhafter Weg raus aus der Trauer!

Mein Fazit:

Uih … ein sehr schwieriges Thema. Suizid, Bipolar II, Trauer-Bewältigung! Mit der Bipolar II-Störung bin ich schon bei der Geschichte „Sein strahlendes Licht – Die Geschichte über Nick Traina“ von Danielle Steel in Berührung gekommen. Es ist eine grausame Krankheit, für den Erkrankten selbst und auch für die Angehörigen. Und einige begehen eben Suizid, weil es für sie der einzige Weg aus der Krankheit erscheint.

Der Suizid, das ultimative Ende, lässt viele Menschen fassungslos, traurig, verletzt und ratlos zurück. Gerade die Angehörigen, die den Menschen intensiv begleitet haben, sind verwaist, bleiben mit vielen Fragen zurück. So auch Luise in dieser Geschichte. Kristopher war ihr Stern, ihr Lebensmittelpunkt. Und sie wusste um seine Krankheit und um seine Gemütsschwankungen. Und oft genug hatte sie im Hinterkopf, dass er sich etwas antun könnte, wenn sie nicht gut genug aufpasste. Und tatsächlich, ein unbedachter Moment und dann sprang er einfach aus dem Fenster.

Eine solche Geschichte zu erzählen mit diesen vielen -teils auch widersprüchlichen- Gefühlen, ist schon eine Hausnummer. Es dann auch noch so gekonnt zu erzählen wie Anne Freytag, da finde ich nur lobende Worte. Anne Freytag hat mich auf dieser ungewöhnlichen Reise mitgenommen, die natürlich viel von Abschied erzählt, aber auch von Mut, Zuversicht und von neuen Chancen. Mit vielen intensiven Zwischentönen haben Jacob und Luise in abwechselnden Perspektiven von ihrer gemeinsamen Zeit berichtet. Sie wirken dabei immer authentisch und ehrlich.

Dieses Buch braucht viel Aufmerksamkeit, aber es lohnt sich, diese auf die Geschichte von Luise, Kristopher und Jacob zu richten. Gemeinsam lassen sie einen Abschnitt zurück und beginnen es etwas Neues. Ein sensibles Thema wunderbar verpackt, dafür gibt es fünf Sterne und eine klare Lese-Empfehlung.

Veröffentlicht am 27.04.25!

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