Inhaltsangabe:
Im Januar 1992 erfahren die Zwillings-Schwestern Senta und Sonja, dass sie auf natürlichen Weg keine Kinder bekommen können. Trotz intensiver Hilfe ist es ihnen nicht gegönnt, eine Familie mit leiblichen Kindern zu gründen. Und so machen Senta und Sonja sich mit ihren Männern Markus und Paul auf, um sich ins Abenteuer der Adoption zu stürzen.
Nach dem sie erst einmal den Behörden- und Formularen-Dschungel durchquert hatten, zogen die ersten Kinder ein und für die zwei Frauen, die inzwischen auch Nachbarn geworden sind, beginnt ein weiterer Abschnitt in ihrem Leben: als Vollblut-Mutter.
Im Laufe der Jahre finden zehn Kinder bei Senta und Sonja ein neues Zuhause. Doch die Sprößlinge haben alle ihr Päckchen zu tragen. Mit sehr viel Liebe, Engagement und Herzblut versuchen die Familien ihren Kindern trotz aller Hindernisse eine schöne Kindheit zu schenken und erleben dabei wilde Abenteuer.
Mein Fazit:
Ich habe von Hera Lind schon zwei Bücher gelesen, die mich sehr berührt und gefesselt haben. Dieses wird nicht mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein, denn auch dieses fesselte mich von Anfang.
Da sind die eineiigen Zwillinge Senta und Sonja. Dreißig Jahre alt, finanziell abgesichert und verliebt in ihre Männer. Sie fühlen sich bereit für Kinder und wünschen sich einen “ganzen Stall davon”. Doch es klappt nicht mit dem Nachwuchs, trotz Kinderwunschklinik und Geschlechtsverkehr nach Plan. Daher müssen sie den hochbürokratischen Weg der Adoption gehen. Und sie tun es mehrmals. Dabei erleben sie haarsträubende Situationen, müssen oft ihren Frust und Ärger runterschlucken und sich in Geduld üben. Fahrten quer durch die Bundesrepublik sind da keine Seltenheit.
Doch dann kommen die ersten Kinder ins Haus, aus schwierigen sozialen Verhältnissen und meist ungewollt. Die Kinder sind in der Regel noch recht klein, aber sie bringen schon ihre Päckchen mit. Die Kinder bestimmen fortan den Alltag mit allen Höhen und Tiefen. Auch Beziehungsprobleme kommen zum Ausdruck, sogar eine Trennung und Heirat (das aber eigentlich schon so fast nebenbei).
Die Kinder werden größer und die Pubertät bringt dann das eigentliche Problem der Kinder zum Vorschein: die wahre Herkunft. Bei fast allen Kindern können die wahren Eltern ausfindig gemacht werden und mit sehr viel Engagement helfen die Frauen den Kindern, sich mit ihrer wahren Herkunft auseinander zu setzen. Und das ist etwas, was ich sehr positiv hervorheben möchte. Viele Adoptiveltern scheuen davor zurück, ihren Kindern die Wahrheit über ihre Herkunft zu erzählen aus Angst, das Kind würde sich dann abwenden. Bei Senta und Sonja kamen diese Zweifel nicht ein einziges Mal. Wo sie nur konnten, versuchten sie zu helfen ohne darüber nachzudenken, was daraus entstehen könnte. Und die Kinder dankten es ihnen mit einer unverbrüchlichen Treue und Liebe.
Die zwei Frauen wechseln sich beim Erzählen ihrer Geschichte ab, gelegentlich erfolgt dabei auch ein größerer Zeitsprung. Am Anfang kam ich noch mit den Namen der Kinder klar, aber irgendwann wurde es mir zuviel und ich konnte sie nicht mehr so genau den jeweiligen Familien zuordnen. Aber das widerum war auch gar nicht so wirklich schlimm, denn im Grunde handelt das Buch von einer 14-köpfigen Großfamilie. Sehr viele Episoden laden zum Schmunzeln ein, andere stimmen nachdenklich. Aber immer wieder kommt es klar zum Ausdruck: Die zwei Frauen lieben ihre Kinder ohne Vorbehalte und kämpfen um sie wie Löwinnen. Und wie anstrengend der Alltag mit den Kindern ist, haben sie immer wieder mal in kurzen Sätzen oder Episoden fallen gelassen. Ich glaube, dass der gesunde Menschenverstand auch so schon versteht, dass es sehr viel Arbeit kostet.
Das einzige, was ich vielleicht etwas kritisch sehe ist der gelegentlich entstandener Eindruck, das Sonja und Senta so taten, als wären nur sie die besten Mütter. Das fand ich dann doch etwas abgehoben. Auch andere Mütter können tolle Mütter sein, gerade die, die auch den einen oder anderen Fehler haben und nicht so gut abgesichert sind oder in einer Mietwohnung leben. Gelegentlich hatte ich schon den Eindruck, als würden sie etwas herablassend wirken.
Dem Lese-Spaß hat es jedoch keinen Abbruch getan und innerhalb von zwei Tagen hatte ich das Buch verschlungen. Trotz der kleinen Kritik-Punkte bekommt es fünf Sterne und ich freue mich, bald wieder einen Hera Lind-Roman lesen zu dürfen.
Veröffentlicht am 19.03.17!