Gulbahar Haitiwaji: Wie ich das chinesische Lager überlebt habe

Wie ich das chinesische Lager überlebt habe Book Cover Wie ich das chinesische Lager überlebt habe
Gulbahar Haitiwaji (mit Rozenn Morgat)
13. Januar 2022
Wahre Geschichte
Aufbau Digital
259 Seiten
eBook
9783841229724
Rescapée du goulag chinois (2021)
Claudia Steinitz, Uta Rüenauver

Inhaltsangabe:

von Aufbau Verlag: Seit Jahren lebt Gulbahar Haitiwaji mit ihrem Mann und ihren Töchtern in Frankreich. Bis die chinesische Regierung sie auffordert, aus administrativen Gründen nach Xinjiang zu kommen. Gulbahar Haitiwaji bucht eine zweiwöchige Reise und kehrt drei Jahre später zurück. Sie ertrug Verhöre, Folter, Hunger und kafkaeske Zersetzungsmethoden. Weil eine der Töchter an einer uigurischen Versammlung in Paris teilgenommen hatte. Seit 2017 wurden mehr als eine Million Uigurinnen und Uiguren in Umerziehungslager gesperrt. Gulbahar Haitiwaji ist die Erste, die darüber berichten kann, weil sie wieder in Frankreich lebt. Ihr Buch ist ein mutiger Appell an die internationale Gemeinschaft, diesen Völkermord nicht mehr zu dulden.

Mein Fazit:

Schon seit Jahren wird China international dafür angeprangert, in der Region Xinjiang sogenannte “Umerziehungslager” zu halten, um die ethnische Minderheit der Uiguren zu unterdrücken. Ihre Religion, die des Islam, ist der chinesischen Regierung ein Dorn im Auge. Denn der Islam hat sich in der Weltgeschichte bisher am deutlichsten als militant, fanatisch und extremistisch gezeigt. Die chinesische Regierung stellt die Minderheit der Uiguren unter Generalverdacht, Terroristen zu sein.

Unter einem fadenscheinigen Vorwand wurde Gulbahar in ihre alte Heimat gerufen, weil sie als einzige in der Familie noch nicht die französische Staatsbürgerschaft beantragt hat, obwohl sie schon seit Jahren in Frankreich leben. Und kaum hat sie chinesischen Boden betreten, geht die Odyssee los. Mit vielen anderen Frauen erlebt sie tagtäglich Terror, Dauerbeschallung, schlechtes Essen, schlechte Hygiene, Zwangssterilisationen und noch so einiges mehr. Und das einzige Verbrechen, dessen sie angeklagt wird, ist, weil ihre Tochter sich in Frankreich dafür einsetzt, dass auf das Leid der Uiguren in China aufmerksam wird. Die Spione sind überall und die Methoden, ihre Interessen durchzusetzen, sind perfide und teilweise undurchschaubar. Man kann niemanden in China vertrauen, noch nicht einmal der eigenen Familie.

Mich hat dieser Tatsachsenbericht schon erschüttert, aber wer die Nachrichten aufmerksam verfolgt, weiß es schon längst, auch wenn noch immer die chinesische Regierung es versucht zu vertuschen oder zu verharmlosen. Besucher bekommen nur indoktrinierte “Schüler” zu sehen, alle herausgeputzt (beim genaueren Hinsehen sollten die ausgemergelten und schmutzigen Körper zu sehen sein) und genauestens instruiert, wie sie sich zu verhalten haben. Ansonsten drohe ihnen schlimmes.

Dies ist keine Geschichte für zarte Nerven. Es passiert jedoch jeden Tag auf der anderen Seite der Weltkugel – unter den Augen der Weltgemeinschaft und niemand hat den Schneid, dem Einhalt zu gebieten. Sehr bedauerlich.

Ab etwa Mitte des Buches ließ die Spannung leider etwas nach. Dennoch war es interessant zu erfahren, wie Gulbahar aus den Fängen ihrer Folterer entkommen konnten. Obwohl ihren übrigen Familien-Mitgliedern in China Folter und andere Repressalien drohen, hat sie ihre Geschichte erzählt. Leider passiert es noch viel zu wenig, aber das Bewusstsein für diese unhaltbaren Zustände ist zumindest schon mal geschaffen und vielleicht gibt es ja noch Hoffnung, dass eines Tages die Situation für die Uiguren sich bessert.

Vier von fünf Sterne und eine klare Lese-Empfehlung.

Veröffentlicht am 05.07.2023!

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